Ein Abend zwischen Wahnwitz und Familiengeschichte – Rezension Aufführung „Vater unser“ Staatstheater Mainz

Der Roman ist frech, lebt davon, dass er durch das psychiatrische Umfeld die Chance hat, sich dem Bild Österreichs eines Josef Haider mit Wahnwitz entgegenzustellen. Die Bühnenfassung versucht dies zu persiflieren, indem der Psychiater sich als väterlich führender Therapeut inszeniert und dies aber in Joggingklamotten macht. Damit demaskiert das Stück auch den Schein, den Verfechter einer patriarchalen Gesellschaft, gerne versuchen aufrechtzuerhalten, um ihren eigentlichen Machtanspruch zu kaschieren.

Mögen Pinguine Sushi ? – Schindler, Anne und Dageför, Katrin: Pinguine in der Sushi-Bar

Katrin Dageför inszeniert diese Geschichte in wunderbaren Bildern und gibt den Tieren einen humorvollen Anstrich mit putzigen menschlichen Zügen. Die Geschichte kann aus meiner Sicht nicht ganz mit der Qualität der Illustrationen mithalten, da sie wenig Überraschungen und eine simple Handlung bereithält. Gelungen finde ich die Figur des Barbesitzers, dessen Art als passend für einen Seehund erscheint.

Eine wahnwitzige Familie als Fiktion ? –

Dieser Roman ist ein sprachliches Feuerwerk des sprechenden Erzählens. Sofort habe ich einen Tonfall der erzählenden Eva im Kopf und bin damit auch emotional an den Text gebunden. Das Buch feiert die Ironie, erschüttert gleichzeitig mit den familiären Rückblenden und damit, dass die Glaubwürdigkeit Basis einer therapeutischen Behandlung sein muss. Ich schließe die Hauptfigur in mein Herz und nehme dafür getrost in Kauf, nicht zu wissen, wie verlässlich sie als Erzählerin  ist.

Ein trauriges Kapitel des „Wilden Westens“. Alfred Wallon macht Geschichte lebendig –

Wallon nimmt uns in seinem Roman mit ins Jahr 1837 und damit mitten in die Vertreibung der Ureinwohner durch amerikanische und mexikanische Siedler*Innen. Häuptling Juan José führt zu diesem Zeitpunkt die Mimbrenos, einen der größten Stämme der Apachen. Der Häuptling ist bemüht in Frieden mit den Einwanderern zu leben. Doch die Gegensätze sind offensichtlich.