Christopher Annen & Francesco Wilking: Alles was ich je werden wollte

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Beim heutigen Album der Woche handelt es sich um eine Entdeckung aus dem Morgenmagazin der öffentlich-rechtlichen Sender. Hängen geblieben bin ich am Auftritt des Duos vor allem wegen des Gitarristen Christopher Annen, da er Teil der von mir hochgeschätzten Annemaykantereit ist. Francesco Wilking hingegen war mir zuvor kein Begriff. Allerdings handelt es sich bei ihm um einen vielseitigen Musiker. Der hat sich nun mit Annen zu einem neuen Projekt zusammengetan. Das Reinhören zeigte mir sofort, dass diese Beiden eine gute Kombination bilden und die Musik von großer Poesie geprägt ist.

Es handelt sich um ein textlich tiefgründiges Album, in dem es um unerfüllte Träume und die Liebe in ihren unterschiedlichen Facetten geht. Für mich sind die Lieder an manchen Stellen reinste Poesie und bieten Textstellen, in denen die Nullstellen einer Parabel zu Beziehungspunkten werden. Ich schätze diesen poetischen Gebrauch von Sprache in der Musik. Obwohl die Texte größtenteils nachdenklich sind, fügen sie sich in die ruhige Musik so gut ein, dass ein Flow beim Hören entsteht. Die vielfältige Auseinandersetzung mit der Liebe bringt zutage, was es für ein gemeinsames Zusammenleben braucht und welche Bereitschaft es von jedem Einzelnen hierfür erfordert. Die Texte schaffen aufgrund ihrer Ästhetik eine Leichtigkeit, in die man gerne einsteigt. Beispielhaft für diese Leichtigkeit kann man den Song „Wie hat das angefangen?“ nehmen, der sich in Gedankengängen sprachspielerisch austobt, aber nicht verliert. Auffallend ist, dass viele der Texte an ein Gegenüber gerichtet sind und damit bei all der ebenfalls thematisierten Identitätssuche vor allem auch Bekenntnisse zum sozialen Zusammenleben sind. Der Song „Ich glaub wir meinen das Gleiche“ behandelt die Schwierigkeit, die nötige gemeinsame Zeit zu finden. Im Text „Frag mich was du willst“ wird das Gegenüber aufgefordert, sich auf ein gemeinsames Kennenlernen einzulassen. Die Dialogstruktur der Texte macht dieses Album insgesamt aus.  

Musikalisch werden verschiedene Klangelemente genutzt, unter anderem ein choraler Sprechgesang in „Ich hab einen Wolf gesehen“ oder ein flotter Sound wie in „Die Entscheidung ist vertagt“ oder „An nem guten Tag“. Die letzten beiden Songs zählen für mich persönlich zu den schönsten Liedern, da sie bei mir auch ein fröhliches Gefühl herstellen. Beide Lieder bleiben in ihrer Gesamtkomposition im Ohr. Das Album setzt sich nicht nur mit Zusammenleben auseinander, sondern betont auch individuelle Wünsche, wie zum Beispiel den Wunsch, in der Masse verschwinden zu können, wie in „Kein Tourist“. Selbstreflexion gibt es ebenso im Lied „Menschen in Arschlochautos“, wo jedoch auch Gesellschaftskritik geäußert wird. Insgesamt zeigt das Duo sein vielfältiges Können und hat für sein Projekt auch Gaststars wie Rocko Schamoni oder Stefanie Schrank gewinnen können.

Fazit

Beim Album „Alles was ich je werden wollte“ von Annenmaykantereit Gitarrist Christopher Annen und Francesco Wilking ist die Songpoesie der eigentliche Star. Der ruhige Sound passt gut zum meist vorhandenen Sprechgesang, der dabei gezielt die tiefgründigen Texte ausstellt. Das Album setzt sich vielfältig mir unerfüllten Träumen und verschiedenen Formen der Liebe auseinander. Besonders ist die Dialogstruktur vieler Songs, in denen gezielt ein Gegenüber angesprochen wird. Doch trotzdem entsteht keine Eintönigkeit, denn dafür wissen die poetischen Zeilen zu stark zu überzeugen. Das Album nutzt ebenso verschiedene Klangelemente, wechselt zwischen dominierenden leisen Tönen und flottem Sound. Insgesamt führt dies zu einer guten Mischung, die textlich mit toller Metaphorik und an manchen Stellen mit feiner Gesellschaftskritik überzeugen kann. Neben den beiden hervorragenden Musikern finden sich noch Gaststars, wie unter anderem Rocko Schamoni auf diesem spannenden Album. Aus meiner Sicht sollte es bei diesem Album nicht bei einem einmaligen Projekt bleiben.

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Wertung: 🐧🐧🐧🐧🐧

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