Ullrich, Volker: Acht Tage im Mai – Rezension

„Acht Tage im Mai“ von Volker Ullrich ist ein packendes Zeitpanorama der letzten Woche des Dritten Reiches. Beeindruckend zeigt das Buch wie sich das NS-Regime der sicheren Niederlage widersetzt und damit noch viele unnötige Opfer fordert. Ullrichs Buch sollte mahnende Erinnerung sein, welche die Grausamkeiten der Zeit zeigt und auch die gesellschaftliche Stimmung, die den Einzeltätermythos nochmals als Mythos entlarvt.

Am 8. Mai jeden Jahres wird in vielen Ländern der Befreiung vom NS-Regime gedacht. Gerade in unseren Krisenzeiten, in denen in vielen europäischen Ländern rechtsgerichtete Populisten in die Parlamente einziehen, sollte an die schrecklichen Ereignisse erinnert werden. Auch wenn die Dämonen der Vergangenheit aufscheinen, so sind wird doch noch weit von einer Wiederholung der Geschichte entfernt. In meiner Schulzeit war wenig über die letzten Wochen des Dritten Reiches gesprochen worden und so freute ich mich sehr auf das neue Buch von Volker Ullrich, in welchem die letzte Woche des Dritten Reiches geschildert wird.

Um was geht es?

Volker Ullrich präsentiert Zeitzeugnisse aus dem Mai 1945. Immer wieder werden Orte gewechselt und verschiedene Entscheidungsträger des NS-Regimes präsentiert, sodass ein breit gefächertes Bild der letzten Woche beim Leser entsteht. Damit wird ein Eindruck des verlierenden Regimes, sowie der deutschen Gesellschaft geschildert, welches verdeutlicht wie schwierig die Verhandlungen über das Ende der NS-Zeit waren.

Mein Eindruck vom Buch

Volker Ullrich ist ein gelungenes Zeitpanorama gelungen, welches vielfältig darlegt, wie schwierig die Situation in der letzten Woche des Dritten Reiches war. Jeder der acht Tage wird von ihm dargestellt und wechselt dabei Orte und Protagonisten. Zentral ist dabei die Rolle von Großadmiral Dönitz, der durch taktisches Verhandeln versucht, die Flucht von Landsleuten hinter die feindlichen Linien zu ermöglichen. Trotz der örtlichen Sprünge und der Darstellung von Zeitzeugnissen gelingt es Ullrich einen Rahmen mit rotem Faden zu gestalten. Obwohl er sich auf die letzte Woche konzentriert, ordnet er das Präsentierte mit den jeweiligen Vorgeschichten ein. Dadurch werden die Handlungen in ihrer ganzen Drastik nachvollziehbar. Oftmals wurde das Ende des Krieges als „Stunde Null“ geschildert. Nach der Lektüre von Ullrichs Buch kann ich dies nicht teilen. Vielmehr ist mir nochmals deutlich geworden, dass bei der Betrachtung des NS-Regimes auf keinen Fall von Einzeltätern gesprochen werden darf. Die Schilderungen der letzten Woche zeigen, wie gläubig verschiedene Personen dem Regime hinterher gelaufen sind und sich auch bestimmte Regimeziele in der deutschen Gesellschaft verinnerlicht hatten. Selbst nach dem Tode Hitlers wird nicht nach der schnellen Lösung gesucht, sondern das Regime verteidigt.

Ullrich gelingt es grausame Geschehnisse mit jenen zu kombinieren, welche die Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende tragen. Dadurch wird die Tragik der Toten der Woche im Mai nochmals verdeutlicht und berührt einen als Leser*In. Dies ist alles packend geschildert und hinterlässt großen Eindruck. Ich empfehle das Buch als mahnende Lektüre und all denjenigen, die wenig über die letzten Regimewochen wissen.

Volker Ullrich:

Acht Tage im Mai

C.H. Beck Verlag

ISBN: 978-3-406-74985-8

Preis: 24,00€

https://www.chbeck.de/acht-tage-mai/product/30151472

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