Lühmann, Hannah : Auszeit – Rezension

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„Auszeit“ von Hanna Lühmann, erschienen im Hanser, erzählt von Henriette, die gemeinsam mit ihrer Freundin Paula eine Auszeit in einer Ferienhütte im Bayrischen Wald verbringt. Grund für diese Auszeit ist bei Henriette, dass sie sich um das Fortwirken ihrer Dissertation Gedanken macht, aber auch einen Schwangerschaftsabbruch verarbeiten muss. Es scheint, dass sie immer wieder das Problem hat Entscheidungen zu treffen. Das Grübeln wird so zu einem Dauerzustand, während Paula scheinbar mühelos durch ihr Leben geht. Der Besuch von Paulas Freund Tom sorgt dann dafür, dass die beiden Frauen als eingespieltes Team wieder vor neue Herausforderungen gestellt werden.  

Der Tag, an dem ich in die Klinik fuhr, um mein Kind abzutreiben, war ein Dienstag, es war noch Frühling.

Lühmann, Hannah: Auszeit, 2021, Hanser Verlag, S.7.

Hannah Lühmann nimmt uns mit in den Bayrischen Wald, wo wir die Generation Y beobachten können. Henriette als Hauptfigur repräsentiert diese Generation als eine, die nach dem Sinn ihres Lebens sucht. Ihre Freundin Paula wirkt stattdessen, als verfolge sie klare Pläne, selbst das morgendliche Yoga folgt einem festen Ablauf. Für Henriette ist dieser Blick auf ihre beste Freundin einer, der bei ihr Scham dem eigenen Leben gegenüber auslöst. Mitte Dreißig, so zeigt es der gesellschaftliche Druck muss man sich entscheiden, in welche Richtung man sein Leben lenken möchte. Doch Henriette ist damit überfordert, sie weiß nicht, wie sie ihre Dissertation über Werwölfe zu Ende bringen soll, sie hat keine funktionierende Liebesbeziehung und über allem schwebt die abgebrochene Schwangerschaft. Lühmann verwendet eine einfache Sprache, welche uns einen guten Einblick in die Gedankenwelt der Protagonistin gibt. Durch die Verwendung von Wiederholungen, nähert sie sich sprachlich dem Denkprozess und macht die Geschichte auf diesem Wege authentisch, zudem entsteht ein toller Lesefluss. Auch ihr Dissertationsthema Werwölfe fügt sich in diesen Text, in dem es auch um die Suche nach Identität geht und Henriette sich selbst mehr wie einen Gestaltenwandler begreift. Lühmann gelingt es in der Figur der Henriette aufzuzeigen, dass es nicht immer nur die nicht vorhandene Entscheidungsfreudigkeit ist, sondern sich auch gesellschaftliche Erwartungshaltungen in der eigenen Gedankenwelt niederschlagen. Offensichtlich wird dies dann auch in der Figur von Paula, die immer wieder direkte Ansprechpartnerin ihrer Freundin ist und dabei nie ihre eigene Welt darlegen darf. Die beiden Frauen harmonieren in dieser Auszeit und werden erst durch das Auftauchen von Tom in ihrer Beziehung gestört. Schnell deuten sich Spannungen an. Männer fungieren in diesem Roman als Personen, die sich kein Gegenstück wünschen, sondern eine stetige Verfügbarkeit erwarten. Diese Erwartungshaltung problematisiert der Roman, ohne schlussendlich eine Antwort zu geben, welche die Frauenhaltung hierzu konkretisiert.

Ich empfinde diesen Roman in seiner klaren Figurenanlage nicht als störend, da er sich nicht als differenzierend komplex präsentieren möchte, sondern Beobachtungen und Gedanken ausstellt. Der Lesefluss macht über einen großen Teil Spaß, entwickelt sich nur gegen Ende zu einem, der an Klarheit einbüßt und teilweise in Andeutungen aufgeht. Henriettes Gedankenwelt ist nachvollziehbar erzählt und man spürt, dass ihr die Kraft für Entscheidungen fehlen. So wird dieser Roman auch zu einer Stärkung des Momentums und dem Drang bestimmte Dinge geschehen zu lassen. Ein erfrischendes Debüt, dass aus meiner Sicht durchaus auf weitere Romane von Lühmann hoffen lässt.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧1/2🐧

Hannah Lühmann:

Auszeit

ISBN: 978-3446261952

Preis: 19,00€

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/auszeit/978-3-446-26195-2/

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