Serienkritik: Faking Hitler

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Gerd Heidemann (gespielt von Lars Eidinger) ist ein Draufgänger-Journalist und braucht dringend einen neuen Knüller. Konrad Kujau (Moritz Bleibtreu) ein Kunstfälscher, der sich das große Geld wünscht und ab und an gefälschte Devotionalien aus der NS-Zeit verkauft. Bei einem dieser Verkäufer entsteht die Idee Hitler-Tagebücher zu fälschen und diese anzubieten. Heidemann selbst mit einer Faszination für die NS-Zeit, einer Affäre mit Edda Göring und Besitzer der alten Göring-Yacht, bekommt Wind von den Büchern. Er möchte nun unbedingt die Tagebücher für den STERN kaufen. Hierfür muss er stichhaltige Beweise für ihre Echtheit liefern. Er beginnt mit dem Fälscher Kujau (getarnt als Dr. Fischer) eine Männerfreundschaft und recherchiert mit dessen manipulativer Mithilfe. Zweifel an dieser Story haben jüdische Investigativ-Journalisten und die junge Journalistin Elisabeth Stöckel (Sinje Irslinger), doch der Druck auf STERN-Redaktion wächst, sich diese Sensation nicht entgehen zu lassen. Stöckel hat zudem damit zu kämpfen, dass ihr Vater eine SS-Vergangenheit verschwiegen hat.

Die Geschichte um die gefälschten Hitler-Tagebücher ist einer der größten Skandale der deutschen Medienlandschaft. Am 25. April 1983 präsentierte das Magazin STERN eine Weltsensation und zwar private Tagebücher von Adolf Hitler. Doch nur wenige Tage später stellte sich heraus, dass es sich um Fälschungen handelt. 9,3 Millionen Mark hatte der STERN gezahlt, um dann vor den Trümmern der eigenen journalistischen Autorität zu stehen. Genau diese Geschichte greift die Serie auf. Helmut Dietl hatte sich dem Stoff schon in seinem Film „Schtonk!“ gewidmet, doch die neue Adoption braucht den Vergleich nicht zu scheuen. Hochkarätig besetzt markiert sie ebenfalls in Form einer Satire „Mitläufertum“ als Problem der geschichtlichen Aufarbeitung. Der ganzen Geschichte kann man sich nicht ohne Humor widmen. Aus heutiger Sicht ist es schier unglaublich, dass irgendwer glauben konnte, dass der Inhalt dieser Tagebücher von Hitler stammen konnte. Geschichtsrevision at it’s best wäre daraus geworden und es scheint als war beim Glauben an die Originalität der Wunsch Vater des Gedanken. Wir erleben eine Bundesrepublik, deren geschichtliche Aufarbeitung nicht beendet wird.

Eidinger gibt dem Journalisten eine mutige Aura, die schnell in Wahnsinn umschlagen kann. Bleibtreu zeigt uns einen Kunstfälscher, der vor allem an den eigenen Ruhm denkt und die großen Zusammenhänge erst im Handeln erkennt. Die Geschichte wird konsequent ergänzt durch eine weitere Aufarbeitungsgeschichte in der Familie von Journalistenkollegin Stöckel. Manch einer denkt, dass dies zu viel für diese Serie ist, doch ich empfinde diese Nebenhandlung als unterstützendes Element für den Zustand der Bundesrepublik.

Mir hat die Serien vor allem wegen der hochkarätigen Besetzung gefallen. Eidinger ist aus meiner Sicht eine gute Besetzung für die Anlage dieser Rolle. Mit diesem Medienskandal kann man sich zudem aus meiner Sicht nie oft genug beschäftigen. RTL ist damit auf jeden Fall eine gute Unterhaltungsserie gelungen, die aber auch deutlich macht, dass Deutsche Geschichte immer wieder aufgearbeitet werden muss.

Wertung: 🐧🐧🐧🐧

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