Schorlau, Wolfgang: Der freie Hund – Rezension

„Der freie Hund“ ist ein unterhaltsamer Venedig-Krimi mit einem willensstarken Kommissar. Dieser und die weiteren Figuren tragen die Geschichte und sorgen für die Auflösung des Kriminalfalles. Die Stadt Venedig mit ihren Problemen als Tourismushotspot wird gekonnt als Hintergrund hinein verwoben.

Wolfgang Schorlau ist dank seiner Dengler-Romane ein Schwergewicht der deutschen Krimiszene. Umso gespannter war ich auf seinen neuen Roman, der nicht zu dieser Reihe gehört. Gemeinsam mit Claudio Caiolo hat Schorlau einen Venedig-Krimi geschrieben, der mich auch an die Stadt erinnerte, in der ich einen meiner schönsten Urlaube verbracht habe.

Um was geht es?

Commissario Antonio Morello ist erfolgreicher Ermittler in Sizilien und hat dort der Mafia den Kampf angesagt. Nach einem tragischen Unfall wird Morello zu seinem eigenen Schutz nach Venedig versetzt. Der neue Arbeitsplatz löst nicht gerade Begeisterung aus, nur die schnell aufkommende Arbeit motiviert ihn seine neue Lebenssituation anzunehmen. Der Mord am Sohn einer einflussreichen Familie zeigt Morello schnell auf, dass der Arm der Mafia auch bis nach Venedig reicht. Morello nimmt den Kampf gegen die Verstrickungen von Politik und Wirtschaft auf.

Mein Eindruck vom Buch

Der Krimi „Der freie Hund“ lebt von seiner starken und gut konstruierten Titelfigur. Antonio Morellos Spitzname ist der „freie Hund“ und bezieht sich auf seine Ermittlungserfolge in Sizilien. Dort gelang es ihm Politiker zu verhaften, die in direkter Verbindung zur Mafia standen. Als Reaktion darauf wurde seine Frau bei einem missglückten Anschlag getötet und so musste auch Morello sich verstecken. Die Versetzung nach Venedig ist der nächste Schritt, da die Mafia nie außerhalb ihres Distrikts mordet.

Morello lehnt die neue Heimat ab, vermisst Sizilien und dies passt auch zu seinen neuen Kollegen, die ihm ebenfalls mit viel Ablehnung begegnen. Trotzdem gelingt es ihm durch seine gute Arbeit den Kriminalfall voranzubringen und auch bei seinem Team die Mauern Stück für Stück einzureißen. Als er auf mafiöse Verbindungen stößt, stellt er schnell die richtigen Vermutungen an. Venedig als Kriminalschauplatz ist geprägt von den Büchern von Donna Leon. Schorlau fügt eine weitere Ebene hinzu. Ähnlich wie in den Dengler-Romanen arbeitet er auch in diesen Roman reale Hintergründe ein und berichtet von den Tourismusproblemen der Stadt. Leider schwächelt der Roman gerade in der Darstellung des Handlungsortes und auch die Mafiastrukturen wirken an mancher Stelle zu konstruiert.

Aber selbst wenn der Roman diese Schwächen mit sich bringt, so ist den beiden Autoren trotzdem ein guter Krimi gelungen. Über die Flirts des Kommissars liest man ebenso hinweg, ohne dass dies dem Lesevergnügen Abbruch tut. Die gut konstruierten Romancharaktere tragen die Story und der Fall wird zielgerichtet aufgelöst. Die Probleme des Massentourismus erhalten angemessen Raum und liefern den Leser*Innen interessante Informationen. Wer sich für die Stadt und einen gut gemachten Kriminalfall interessiert, sollte auch zu diesem Roman von Wolfgang Schorlau greifen.

Claudio Caiolo und Wolfgang Schorlau:

Der freie Hund

Kiepenheuer und Witsch

ISBN: 978-3-462-05245-9

Preis: 16,00€

https://www.kiwi-verlag.de/buch/wolfgang-schorlau-claudio-caiolo-der-freie-hund-9783462052459

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