Edelbauer, Raphaela: DAVE – Rezension

„Na ja, im Utopiefall: Unendliche Intelligenz und die Kapazität alle Probleme zu lösen, und er – warum übrigens überhaupt er? Was ich meine, ist: Haben wir uns eigentlich auf eine Problemstellung geeinigt?“

„Er kann eben alle Fragen beantworten, das ist der Punkt. Zweifelst du an künstlicher Intelligenz?“

Edelbauer, Raphaela: DAVE, S.15 Klett-Cotta 2021.

Sollen wir uns auf die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz freuen, oder doch eher die Risiken in den Vordergrund rücken? Schlauer bin ich nach meinen Lektüren zum Thema nicht geworden. In meinem letzten Beitrag zu meinen Thementagen zur „Digitalisierung“ geht es um Raphaela Edelbauers Roman „DAVE“. In ihrem Roman geht es um die Programmierung einer künstlichen Intelligenz, für die ein menschliches Vorbild gesucht wird. All diejenigen die im Komplex arbeiten, scheinen von den Fähigkeiten der Technik überzeugt. Doch der Programmierer Syz entdeckt totalitär wirkende Strukturen, die der Idee einer durch Technik besseren Gesellschaft entgegen stehen. Ich habe diesen Roman in einer Lovelybooks Leserunde gelesen und nicht nur mir fiel der Einstieg in das Buch schwer. Allerdings wenn man sich auf den Sprachduktus und die komplexen Fragestellungen, die aufgeworfen werden, einlässt fesselt einen das Buch. Gekonnt werden Gegensätze aufgezeigt und eröffnen so die Diskussionsfläche zu meiner eingangs gestellten Frage. Ein anspruchsvoller Roman, auf dessen Herausforderungen es sich aber lohnt einzulassen.

Um was geht es?

Bei der Programmierung der Künstlichen Intelligenz DAVE geht es darum ein passendes menschliches Vorbild zu finden, dessen Verhaltens- und Denkmuster als Grundlage dienen könnten. Die Wahl fällt auf den Programmierer Syz, dessen Zweifel am Programm jedoch zunehmen und der nachdenkliche Fragen aufwirft. Zudem bedroht seine Arbeit die eigenen Erinnerungen und damit auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. Ist DAVE die neue Zukunft, oder muss dafür zu viel riskiert werden?

Mein Eindruck vom Buch

Ich habe mich sehr gefreut, als ich für die Lovelybooks Leserunde ausgewählt wurde. Raphaela Edelbauer hat sich schon in ihrem vorherigen Roman als Beobachterin unserer Gegenwart erwiesen und dabei Blicke in die Zukunft gewagt. Bei „DAVE“ ist dies nicht anders und ich fand es schön, dass ich mich bei diesem komplexen Buch mit anderen Leser*Innen austauschen konnte. mit auf eine Reise in die Welt der Programmierer. In einem Zukunftsszenario entwickeln die Überlebenden einer Katastrophe die „große Lösung“. DAVE heißt die titelgebende Künstliche Intelligenz, welche die Zukunft der Menschheit prägen soll. Zu Beginn deuten sich die Vorteile dieser Lösung an. Die Stärke rationalen Denkens könnte sich durchsetzen und menschengemachte Katastrophen verhindern. Sofort denkt der Roman jedoch auch die Problematik des ewig andauernden Lernprozesses mit und das die Künstliche Intelligenz auch mit Neuem umgehen lernen muss.

Was sie fürchten, würde ich nicht als Kontrolle bezeichnen, sondern als Rationalität, als Verbannung des Irrationalen aus unserem Leben. Eine Maschine handelt gemäß den Gesetzen der Logik, davon können wir vieles lernen – es könnte eine vollkommen egalitäre Gesellschaft entstehen, das ist eine geschichtlich einmalige Chance, oder nicht?

Edelbauer, Raphaela: DAVE, S.238 Klett-Cotta 2021.

Wie im Zitat entwirft der Roman einen Dialog über die Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz und damit verbundener Risiken. Der Programmierer Syz soll als menschliche Vorlage dienen und seine Emotionen werden in den Computer implementiert. Durch diesen technischen Prozess werden aber auch die Gegensätze zwischen Mensch und Technik offenbart. Syz ist eine Figur, die nach Erkenntnis strebt und die Autorin nutzt seinen Drang, um immer wieder verschiedenste Spuren in ihrem Roman zu legen.

Manch einen werden die technischen Sprachmittel abschrecken, jedoch haben wir es mit einem Personalgefüge aus Programmierern zu tun, für die diese Sprache bezeichnend ist. Die philosophischen Einspieler zeigen Botschaften der Vergangenheit, die nachwirken, aber durch die neu produzierte K.I. verdrängt werden würden. Ich finde gerade diese Gegensätze zeigt Edelbauer sehr gut. Etwas stärker hätte für mich der Part sein können, der deutlich macht, dass der Mensch sich durchaus auch durch seine Emotionen auszeichnet.

So bleiben auch manche Fragen offen, was den Roman jedoch nie seine Spannungsaspekte verlieren lässt. Es ist kein leicht zu lesender Unterhaltungsroman, sondern ein Buch, das einen zur Mitarbeit zwingt. Ich möchte dieses Buch trotzdem weiterempfehlen, denn sein Thema ist bedeutsam. Wir müssen uns den zukünftigen technischen Möglichkeiten und daraus entstehenden Fragen stellen und genau diese zeigt Edelbauer in diesem Roman auf.

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Raphaela Edelbauer:

DAVE

Klett-Cotta

ISBN: 978-3-608-96473-8

Preis: 25,00€

Klett-Cotta :: DAVE – Raphaela Edelbauer

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