Ein emotionaler und herzerwärmender Roman – Fischer, Elena: Paradise Garden

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Seit Jahren lese ich viele Bücher, welche für diesen Preis nominiert sind. Erstmals möchte ich in diesem Jahr alle 20 Titel der Longlist lesen und auf diesem Blog besprechen. Unabhängig davon, welcher Titel schlussendlich durch eine Jury zum besten Roman des Jahres erklärt wurde, finden sich auf dieser Liste Bücher, denen ich Aufmerksamkeit bescheren möchte.

Begonnen habe ich mit der Shortlist und nun geht es um die weiteren Titel. Fortsetzen möchte ich das Projekt mit dem Roman „Paradise Garden“ von Elena Fischer, erschienen bei Diogenes. Dieser Roman hat in den Medien und in der Bloggerszene ein enormes Echo erzeugt und auch auf die Bestsellerliste hat es dieser Debütroman geschafft. Ich hätte ihn somit wahrscheinlich auch ohne seine Nominierung gelesen. Elena Fischer hat einen berührenden Roman geschrieben, dessen Hauptfigur die 14-jährige Billie ist. Sie lebt alleine mit ihrer Mutter Marika. Die Beiden müssen mit ihrem Geld gut haushalten und oftmals reicht es am Monatsende nur noch für Mahlzeiten wie Nudeln mit Ketchup. Ihren ökonomischen Schranken begegnen Mutter und Tochter mit viel Kreativität und einer innigen und herzlichen Beziehung. Doch dann reißt die erkrankte Großmutter an und lässt alte Konflikte wieder aufbrechen. Als es zu einem tragischen Unfall kommt, wird Billies bisheriges Leben von einem weiteren Verlust gekennzeichnet. Diese Veränderung offenbart die Lücken in ihrer Lebensgeschichte und sie macht sich in einem alten Nissan auf den Weg, um Antworten auf diese Lücken zu finden.

Dieser Roman muss sich in den mir bekannten Besprechungen großen Vergleichen stellen. Genannt werden Wolfgang Herrndorf mit „Tschick“ oder Benedict Wells. Ich empfinde es als schwierig, mit solchen Vergleichen vor dem Lesen konfrontiert zu werden, aber wegdenken kann ich diese dann leider auch nicht immer. Natürlich prägt dies dann meinen Leseeindruck, ich hoffe aber, dass meine Bewertung dadurch keine Beeinträchtigung erhalten hat.

„Meine Mutter hatte nie einen Weihnachtsbaum aufgestellt. >>Ich schaue doch keinem Baum beim Sterben zu.<< Stattdessen fuhren wir an Heiligabend in den Wald, zündeten ein Windlicht an und stellten es unter unseren Lieblingsbaum.“

Fischer, Elena: Paradise Garden, 2023 Diogenes Verlag, S.160.

Elena Fischer hat einen äußerst bewegenden Roman geschrieben, welcher in seiner ersten Hälfte viele Emotionen hervorruft. Fischer erzählt eine wunderbar herzliche Coming-of-Age Geschichte, die eine Mutter-Tochter-Beziehung voller Wärme präsentiert. Erzählt wird dies aus der Perspektive von Billie und diese ist klug, schlagfertig und mit großer Kreativität und Verantwortungsbewusstsein ausgestattet. Fischer schafft es, dass ich sofort in diesen 14-jährigen Kopf einsteige und dicht neben Billie durch diese Geschichte laufe. Ich finde es unfassbar mitreißend geschrieben. Ich lese die pointierten Sätze immer wieder, Sätze in denen Träume mitschwingen und gleichzeitig viel Reflexion steckt. Elena Fischer präsentiert uns die Lebenswirklichkeit einer alleinerziehenden Mutter, ohne auf ihre Figuren herabzublicken. Stattdessen wird die Lebensrealität spürbar und gleichzeitig kein Mitleid geweckt. Ich habe auf solch poetische Weise selten über dieses Milieu gelesen und alleine dafür gebührt der Autorin ein großes Lob. Dieses Buch packt einen mit seinem leicht daherkommenden, aber intensiven Ton von der ersten Seite an. Man dringt in diese Welt ein und spürt die Lebenslust und Liebe der Mutter. So folgt man einer Geschichte, die Hoffnung auf einen gemeinsamen Urlaub macht. Mit der Großmutter schreibt sich ein anderer Blickwinkel in den Text hinein. Nun offenbaren sich Konflikte aus vergangenen Tagen und die zuvor nicht relevanten Lücken in den Lebensgeschichten der Figuren dringen nach vorn.

„Später verstand ich, dass es immer jemanden gab, der bereit war, die Natur für ein bisschen Spaß zu zerstören. Aber wir hätten das nie getan. Meine Mutter gehörte zu den >>Wehe-du-lässt-das-Papier-hier-fallen<<-Menschen. Meine Mutter betrachtete die meisten Verbote eher als Aufforderung, selbst nachzudenken.“

Fischer, Elena: Paradise Garden, 2023 Diogenes Verlag, S.115.

In einem Interview während der Buchmesse hat Fischer erklärt, dass es ihr leicht gefallen sei, sich in Billie hineinzuversetzen und dies merkt man im Tonfall der Erzählung. Es wirkt leicht und an keiner Stelle zu konstruiert. Mit den drei Frauenfiguren zeigen sich auch Veränderungen in den Mutter-Tochter-Beziehungen über die verschiedenen Generationen hinweg. Somit ist der Roman auch eine beobachtende Entwicklungsgeschichte für die Generationenperspektive. Die Schilderung der Lebensverhältnisse zeigt auf, dass verschiedene Bedingungen ein gutes Leben ermöglichen und vieles auf die Art und Weise des Umgangs ankommt. Ich habe beim Lesen durchgehend das Gefühl, dass diese Figuren ihr Leben intensiv erleben und keine Minute bereuen, trotz all der Widrigkeiten. In Zeiten, in denen man in den Medien nur über Krieg oder Unzufriedenheit in der Gesellschaft berichtet wird, sind es solche Romane, die einen auch wieder den Blick auf wesentliche Dinge schärfen lassen.

Fazit

Dieser Roman von Elena Fischer ist wirklich ein ganz starkes Debüt und zählt wegen der toll getroffenen Erzählperspektive zu meinen Jahreshighlights. Man spürt auf jeder Seite des Textes die Wärme, welche die Figuren füreinander empfinden. Zudem gelingt es Fischer, mit toller Metaphorik Emotionen zu wecken. Die angesprochenen Vergleiche mit anderen Autoren wie Herrndorf oder Wells muss Fischer nicht scheuen. Dieser Roman ist zu Recht ein Lieblingsbuch vieler Blogger:Innen und konnte auch mich begeistern und stand deshalb aus meiner Sicht zurecht auf der Longlist.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧🐧1/2🐧

Elena Fischer: Paradise Garden

ISBN: 978-3-257-07250-1

https://www.diogenes.ch/leser/titel/elena-fischer/paradise-garden-9783257072501.html

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