Aydemir, Fatma: Ellbogen – Rezension

„Ellbogen“ von Fatma Ademir ist ein Roman, der die Fragen der Migrationsforderungen in der Lebensgeschichte einer jungen Migrantin aushandelt. Die Erzählung präsentiert uns eine verzweifelnde junge Frau auf der Suche nach einem Heimatgefühl. Gekonnt vermeidet der Roman dabei eine zu einseitige Darstellung zu wählen.

Artikelserie „Erregungswelle“

Zorn, Wut, teils auch Beleidigungen sind heutzutage zu beobachtende Auswirkungen in gesellschaftlichen Debatten. Getrieben von Ungerechtigkeit oder Zurückweisungen eröffnet sich eine Empörungsspirale, welche die Debatte zu Problemen jedoch eher behindert, statt diese zu fördern. Zudem greifen rechts-gerichtete politische Parteien diese Grundstimmung gerne auf und beginnen Fakten gegen Meinungsmache auszuspielen. Die gefühlte gesellschaftliche „Erregungswelle“ spielt auch in Büchern eine wichtige Rolle. Fatma Aydemir war mit ihrem Roman nicht Teil des Programms von „literaturm“, jedoch passt das Thema sehr gut zum Feld „Gesellschaftliche Erregung“. Migration und Rassismus sind aus den Medienberichten kaum mehr wegzudenken. Dabei werden die Debatten sehr erregt geführt und verhindern oftmals sachliche Auseinandersetzungen. Fatma Aydemir greift das Thema mit ihrem Roman und einer jungen Migrantin als Hauptfigur auf.

Um was geht es?

Der Roman erzählt die Geschichte der 17-jähirgen Hazal, deren Eltern sich als türkische Einwanderer immer noch fremd in Deutschland fühlen. Dies erschwert auch die Integration der Tochter, denn sie findet keine heimatliche Ruhe. Mit ihren Freundinnen erlebt sie immer wieder Zurückweisungen und dies endet in einem Anfall von Gewalt. Daraufhin flüchtet Hazal in die Türkei, doch auch dort muss sie feststellen, dass es für sie schwierig ist eine Heimat zu finden.

Mein Eindruck der Reihe

Fatma Aydemir konzentriert sich in ihrem Debütroman auf das Leben einer jungen Migrantin. Hazal ist die Ich-Erzählerin des Romans und prägt damit auch die Sprache des Textes. Im ersten Teil des Romans geht es um die Situation der Migrantin in Deutschland. Hazal ist mit ihrer Situation unzufrieden und ist sich sicher nirgendwo in Deutschland eine reelle Chance zu erhalten. Dies führt zu einer stetigen Wut und einem Schimpfen über Deutschland. Beeinflusst wird diese Haltung auch noch von den Eltern, die wenig Integrationswillen zeigen. Zudem engen sie ihre Tochter in Regeln ein, weshalb sie auch in der Familie keinen Halt findet.

Hazal flüchtet in die digitale Welt, wo sich die Sehnsucht nach Heimat, im Kontakt zu Mehmet ausdrückt, der aus der Türkei heraus mit ihr Kontakt hält. Bis zu diesem Punkt des Romans glaubt man, dass Hazal noch einen Ausweg wird finden können, doch dann ändert eine Nacht alles. Beim Ausgehen mit Freundinnen eskaliert eine Situation an der U-Bahn Haltestelle und fordert ein Todesopfer. Hazal entschließt sich daraufhin in die Türkei zu flüchten. Aber auch  im Herkunftsland zeigt sich, dass man als Migrantin nicht einfach zurückkehren kann. Dem Roman gelingt es auf diesem Weg das Gefühl der Heimatlosigkeit im verzweifelten Scheitern darzustellen. Nirgendwo scheint Hazal Eingang zu finden, jedoch ist sie auch für keine Entscheidung bereit. Die Migrationsherausforderungen schwingen im Text des Romans stetig mit, ohne dass die Rollen zu einseitig dargestellt werden. Die Geschichte hat mich auch deshalb schnell gepackt, allerdings sind die Figuren in ihrer Sprache oftmals zu klischeebeladen für meinen Eindruck. Dies ist ein Leserurteil aus der Distanz zu den geschilderten Lebensbereichen und verhindert auch nicht das positive Gesamturteil. Die Lektüre dieses Romans kann die Debatte um Migration positiv bereichern.

Fatma Aydemir:

Ellbogen

Hanser Verlag

ISBN: 978-3-446-25441-1

Preis: 20,00€

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/ellbogen/978-3-446-25441-1/

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