Cwiertnia, Laura: Auf der Strasse heissen wir anders – Rezension

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„Auf der Strasse heissen wir anders“ von Laura Cwiertnia erschienen im Klett-Cotta Verlag, erzählt von einer Vater-Tochter-Reise in ihr Herkunftsland. Karla möchte mit ihrem Vater nach Armenien reisen, um sich ihrer eigenen Familiengeschichte zu stellen. Ausgangspunkt ist hierfür der Tod der Großmutter und das Verschweigen der Erlebnisse vorangegangener Generationen. Der Roman durchzieht vier Generationen und erzählt die jeweiligen Erlebnisse aus verschiedenen Perspektiven. Auf diese Weise entsteht eine Familiengeschichte und offenbart mit welchen Hindernissen diese Migrationserlebnisse verbunden waren und sind.

„Sie war zu schwer für das Leben.“

Cwiertnia, Laura: Auf der Strasse heissen wir anders, 2022, Klett-Cotta Verlag S.7.

Über Laura Cwiertnias Debütroman hat man schon einige positive Rezensionen lesen können und da ich vorhatte eine Lesung von Ihr in der Romanfabrik in Frankfurt zu besuchen, fand der Roman auch den Weg in mein Bücherregal. Migrationsgeschichten sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil unserer Literaturszene und liefern immer wieder neue Ansätze bei der Verarbeitung von Erinnerungen. Mit ihren ästhetischen Ansätzen erweitern diese Texte, dann auch unsere Erinnerungskultur. Laura Cwiertnia berichtet in ihrem Roman von einer armenischen Familiengeschichte und erinnert daran, dass wir hier geschichtlich ebenfalls einen Genozid haben. Dieser wurde allerdings seitens der Türkei nie anerkannt. Somit ist das Verschweigen dieser armenischen Geschichte innerhalb der Familie der Hauptfigur eine Strategie, welche die eigene Herkunft teilweise auch verneint. Der Tod der Großmutter bringt Karla dazu, sich mit ihrem Vater auf den Weg nach Armenien zu machen. Dies klingt zunächst wie eine Familienreise, doch der Roman zeichnet bei den zu bewältigenden Herausforderungen der Familie auch Gefühle der Angst nach. Karla muss natürlich ebenfalls mit Alltagsrassismus klarkommen. Doch im Laufe des Romans entdecken wir, dass die Angst vorheriger Generationen deutlich größer war und das der Kampf um kulturelle Unterschiede unsere Menschheit schon viel zu lange beschäftigt. Ich finde die Konstruktion mit den verschiedenen Perspektiven äußerst spannend, da hier auch Erinnerungsprozesse reflektiert werden. Schließlich geht jede der Figuren in ihrer Darstellung anders damit um. Im Gespräch bei der Lesung in der Romanfabrik hat Laura Cwiertnia Einblick in den Entstehungsprozess gegeben. Cwiertnia hat einen ähnlichen Hintergrund wie ihre Hauptfigur und hat als Journalistin für die „Zeit“ eine Reportage zu diesem Thema gemacht. Ihr wurde bewusst, wie sehr dieses historische Trauma Armenier*Innen heute noch belastet. Zudem wurde ihr klar, dass bei weiteren Verfolgungen in der Türkei ebenfalls Jahre später Armenier*Innen betroffen waren. Das Prinzip ihre Figuren im Erinnerungsprozess und im Text jünger werden zu lassen, ist ebenfalls spannend. So verdichten sich die Erinnerungen über die Generationen hinweg und geben Parallelen auf die Erlebnisse frei. Auf der Strasse müssen die Figuren sich türkischähnliche Namen geben, um ihre eigene Herkunft zu verschleiern. Der Weg nach Deutschland führt Großmutter und Vater in eine neue Zukunft. Humorvoll markiert Cwiertnia kulturelle Unterschiede zu Deutschland. Schön ist hier vor allem eine Stelle über Essenskultur. Interessant finde ich auch die Perspektive der weiblichen Gastarbeiter*Innen, welche in Person der Großmutter geschildert werden. Der Text erzählt nicht von Gewalt, sondern von dem Aufbau einer Familie in Deutschland und der immer wieder verschwindenden Erinnerung an das armenische Trauma. Der Roman zeichnet sich dadurch aus, dass er dies alles in einem feinen Ton, der die Figuren in ihren Eigenheiten erscheinen lässt, erzählt und dabei sehr genau beobachtet.

Laura Cwiertnias Roman habe ich gerne gelesen. Die Familiengeschichte wird spannend aufgebaut und gleicht durch ihre Erinnerungsebenen einer Recherche. Diese gibt Zeugenerlebnisse frei und lässt uns als Leserschaft die Figurenemotionen spüren. Die Lesung in der Romanfabrik hat die verschiedenen Ebenen gut dargestellt und so verdeutlicht, wie sich diese miteinander verschränken. Da ich mich mit dem Thema des Romans bisher nicht intensiv auseinandergesetzt hatte, hat mich das Buch auch thematisch schnell packen können.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧🐧

Laura Cwiertnia:

Auf der Strasse heissen wir anders

ISBN: 978-3608981988

Preis: 22,00€

https://www.klett-cotta.de/buch/Gegenwartsliteratur/Auf_der_Strasse_heissen_wir_anders/450817

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