Kapfer, Herbert: Utop – Rezension

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„Utop“ von Herbert Kapfer im Kunstmannverlag, ist eine Best-of-CD verschiedenster Texte, die in eine Collage montiert wurden und uns die verschiedensten Typen an Utopien näher bringt. Der Text durchdringt die Buchdeckel und lässt Texte miteinander in Dialog treten, um damit Identitäts- und Gesellschaftsentwürfe verschiedener Ideologien aufeinander prallen zu lassen. Es geht um Hoffnung und Scheitern und damit um all das, was im menschlichen Zusammenleben immer wieder zum Hauptthema wird. Dieses Buch braucht keinen Plot, sondern stellt Texte aus, die interessant klingen und in mir das Recherchefieber wecken.

Man muss das Unmögliche so lange anschauen, bis es eine leichte Angelegenheit ist.

Kapfer, Herbert: Utop, 2021, Kunstmann Verlag, S.9.

Der Begriff Utopie stammt vom griechischen ou-topos ab, was wörtlich kein Ort bedeutet. Utopien beschreiben davon abgeleitet nicht existierende Orte. In diesem Roman geht es aber nicht primär um Orte, sondern um eine Ideensammlung über Lebens- und Gesellschaftsentwürfe. Herbert Kapfer übernimmt die Rolle des DJ und collagiert verschiedene Texte zu einem Gesamtentwurf, der die Gattungsgrenze Roman verwischt. Insgesamt 120 Titel sind als Zitatquellen am Ende des Buches aufgeführt und treten in Dialog. Eine Feierstunde postmodernem Literaturdenkens und in vielen der Zeilen steckt ein eigener utopischer Gedanke. Im ersten Teil steht der Siedlungsgedanke im Vordergrund, die Suche nach der eigenen Identität und dem gewünschten Platz im Leben. Ideen für das eigene Leben treten gleichberechtigt neben Gesellschaftsentwürfen auf, Ideen verschiedener Ideologien fressen sich in den Text hinein, ohne dass man den Eindruck hat, dieses Sampling passt nicht. Hinter diesem Roman steht auf jeden Fall eine Unmenge an Recherchearbeit, wobei Kapfer dies schon in seinem letzten Roman als Methode gewählt hat. Mich beeindruckt wie er die Texte nebeneinander montiert und keinen Plot generiert, aber eine Vielstimmigkeit schafft, die einen passenden Sound findet und mich beim Lesen fasziniert. Teil zwei beschäftigt sich unter dem Titel „Jünger“ mit Vertrauen und auch Folgsamkeit, aber auch mit den Zweifeln an den geäußerten Ideen und Lebensentwürfen. Im dritten Teil treffen dann gescheiterte Ideen auf neue Hoffnung und Science-Fiction.

Schlussendlich sorgt die Machart für gewisse Längen, bestimmte Texteinwürfe machen keine Lust auf mehr und so ist dieses Buch nicht nur mit Genuss, sondern auch mit etwas Arbeit verbunden. Bei mir überwog das Positive und schnell wurde in mir der Literaturbegeisterte wach und ich blicke in die am Ende aufgelisteten Texte mit der Frage, ob sich darin der ein oder andere spannende Text verbirgt, den ich gerne ganz lesen möchte. Kapfer gelingt mit seiner Methode ein Text, der seine Durchlässigkeit betont und dessen Buchdeckel nur wie eine Pause wirken und jederzeit eine Fortsetzung erlauben.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧1/2🐧

Herbert Kapfer:

Utop

ISBN: 978-3956144554

Preis: 25,00€

https://www.kunstmann.de/buch/herbert_kapfer-utop-9783956144554/t-0/

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