Uhlmann, Thees: Sophia, der Tod und ich – Rezension

Eine humorvolle Roadnovelle mit ernstem Thema

Die Vielschichtigkeit der Welt stellte der Sucht der Menschen, alles aufgrund ihrer ewigen Suche nach Harmonie und Klarheit in Gut und Böse einteilen zu wollen, ein schönes Bei und nahm mich in ihre diffusen Arme, hatte ich doch ohnehin schon immer das Gefühl gehabt, dass alles dasselbe war und sich nur darin unterschied, von welcher Seite der Tribüne man die Sache betrachtete.

Uhlmann, Thees: Sophie, der Tod und ich, S.185 Kiepenheuer und Witsch 2020.

Thees Uhlmann gehört zu meinen musikalischen Lieblingskünstlern und so musste sein Romandebüt „Sophia, der Tod und ich“ auch auf meinem Schreibtisch landen. Ich mag Bücher, die sich bestimmten Themen auf unkonventionellem Wege nähern und dies trifft auf Uhlmanns Debüt auf jeden Fall zu. Es geht um den Tod und das Buch beginnt sein Thema schon auf ungewöhnlichem Wege. Der Tod klingelt an der Haustür der Hauptfigur und ab diesem Zeitpunkt muss der Roman zwangsläufig die Aufmerksamkeit seiner Leserschaft wecken. Das gesamte Buch wählt unkonventionelle Mittel, schafft es aber auf diesem Wege das ernste Thema mit Lebensfreude aufzuladen. Uhlmann ist ein Geschichtenerzähler, auch in seinen Songs hat er mich damit zu einem Fan werden lassen. Nun stellte sich nur noch die Frage, ob er dies auch auf die Länge eines Romans strecken könnte und ob er dabei dem ihm eigenen Stil folgt.

Um was geht es?

Der Tod klingelt an der Tür unseres Erzählers und berichtet diesem, dass er nur noch drei Minuten zu leben habe. Für unsere Hauptfigur klingt dies absurd, doch es mehren sich die Zeichen, dass es sich bei dem Besucher wirklich um den Tod handelt. Kurz darauf klingelt Ex-Freundin Sophia und zur Verwunderung beider tritt diese nun zum Geschehen dazu. Nach einer Diskussion wünscht sich die Hauptfigur noch einmal seine Mutter und dann auch noch seinen Sohn zu sehen. Letzteren hat er über Jahre nicht treffen können. Und so beginnt eine turbulente Roadnovel über die Frage, was man vom eigenen Leben eigentlich erwartet und was einem wirklich wichtig ist.

Mein Eindruck vom Buch

Die doch kurios anmutende Handlung wird ihn diesem Roman eher zum Beiwerk. Thees Uhlmann gelingt es durch seine Dialoge und die Selbstreflexionen der Hauptfigur, die eigentliche Handlung zu überlagern und den Wortwitz und die klugen und knappen Sätze zum Fokus des Romans zu machen. Die Figurenkonstellation hilft, denn jede Figur bringt passende Eigenheiten in die Dialoge ein.

Die Hauptfigur ist lethargisch und wird durch das Auftreten des Todes aus dieser Situation erweckt. Zuvor scheint er ohne feste Ziele zu agieren und sich auch vieles an Problemen ohne Widerspruch gefallen zu lassen. Die feinen Dialoge mit dem Tod lassen ihn allerdings erkennen, dass er nun noch bestimmte Sachen zu erledigen hat. An seinen eigenen Sohn schreibt er täglich Postkarten ohne zu wissen, ob diese gelesen werden.

Der Tod ist erfreut darüber, dass er diese Reise mit antreten kann. Zum ersten Mal kann er sich frei wie ein normaler Mensch bewegen und hat sichtlich Spaß daran das menschliche Leben zu entdecken. In seinem Verhalten liegen viele lustige Lesemomente. Als einen bezeichne ich auf jeden Fall, dass er sich den niederländisch klingenden Namen Morten de Sarg gibt, als er zum ersten Mal auf die Mutter trifft. Die kleinen Dialoge mit der Hauptfigur haben zudem einen klugen Wortwitz und begeistern mich. Sophia bringt in die ganze Runde die Lebensfreude und deckt auch die Lethargie des Protagonisten schamlos auf. Durch diese Kombination zeigt der Roman auf einfache Weise auf, was unser Leben auszeichnet, die Familie, Freunde, die Lust an Neuem und die Liebe erhalten ihren passenden Auftritt. An einigen Stellen erinnerten mich Handlung und Tonfall an Tilmann Rammstedt und seinen Roman „Der Kaiser von China“. Schon deshalb gefiel mir der Roman. Allerdings kann er in die absolute Lieblingskategorie nicht aufsteigen. Dies liegt vor allem an der Nebenhandlung. Denn es tritt ein zweiter Anwärter auf die Stelle des Todes in den Roman und bedroht die Reisegruppe. Die daraus erwachsenden Actionszenen passen irgendwie nicht in die gesamte Handlung und sondern sich auch stilistisch vom Rest des Werkes ab. Sofern damit der Wunsch verbunden war, dass die Handlung etwas mehr Fahrt aufnimmt, so ist dies aus meiner Sicht nicht gelungen.

Trotzdem ist dieses Buch eine empfehlenswerte Lektüre. Gerade in diesen Zeiten, in denen uns immer wieder negative Nachrichten erreichen, schadet es nicht auch bei einem ernsten Thema den nötigen Humor zu bewahren. Genau dies gelingt bei der Lektüre des Romans. Zudem lernt man noch kluge Aussagen zum Leben und fängt schnell an darüber nachzudenken, was dies für einen selbst bedeutet. Thees Uhlmann kann somit nicht nur tolle Songtexte schreiben, sondern ihm ist auch das Talent gegeben worden, kluge Geschichten zu erzählen. Vielleicht bleibt es ja nicht nur bei diesem einen Roman.

Wertung: 🐧🐧🐧1/2🐧

Werbung aus Liebe zum Buch

Uhlmann, Thees:

Sophia, der Tod und ich

Kiepenheuer und Witsch Verlag

ISBN: 978-3-462-05061-5

Preis: 11,00€

Sophia, der Tod und ich – Thees Uhlmann | Kiepenheuer & Witsch (kiwi-verlag.de)

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