Sanyal, Mithu: Identitti – Rezension

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„Identitti“ von Mithu Sanyal aus dem Hanser Verlag, war im letzten Jahr eines der Bücher, über die viel gesprochen wurde und so fand es auch den Weg in mein Bücherregal. Dieser Roman bietet einen vielschichtigen Diskurs über Identität, Rassismus und den gesellschaftlichen Umgang mit diesen Themen an. Eine Professorin für postkoloniale Studien wird als „Betrügerin“ entlarvt, da sie sich mit chirurgischen und hormonellen Eingriffen zu einer Person indischer Herkunft hat machen lassen. Ein Shitstorm bricht los und inmitten dieser Situation sucht die Studentin Nivedita nach ihrem Verhältnis zur Professorin und der Position in ihrem eigenen Leben.

„Der Tag, an dem die Hölle ihre Schlünde öffnete und heulende Furien ausspie, fing an wie ein ganz normaler Tag, wenn ein normaler Tag mit einer Rakete anfängt.“

Sanyal, Mithu: Identitti, 2021, Hanser Verlag S.11.

Es gibt selten Romane, die sich über ihren Verlauf immer weiter steigern, aber Mithu Sanyal gelingt genau dieses Kunststück und damit liefert sie einen der besten Romane der vergangenen Jahre. Der Titel des Buches ist der Name der jungen studentischen Hauptfigur, den sie in den sozialen Netzwerken verwendet und sich in Identitätsdebatten einschaltet. Sie ist eine junge Feministin, Tochter einer Deutschen und eines Inders und schreibt öffentlich reflektierend über ihre eigene Identität. Passend zu dieser Ausgangslage studiert sie postkoloniale Studien. Zur Werbebotschafterin dieses Studiengangs ist die Professorin Saraswati geworden. Diese kokettiert mit ihrem indischen Götternahmen und wählt drastische Unterrichtsmethoden. Die Provokation der Studierenden soll dafür sorgen, dass diese sich mit dem Gehörten und den gesellschaftlichen Spielformen von Diskriminierungen auseinandersetzen. Saraswati wird als Verführerin dargestellt, die keinen Einblick in ihre Vergangenheit geben möchte. Durch einen Fotoleak offenbaren sich Geheimnisse und es stellt sich die Frage, ob die Veränderung der Hautfarbe als Betrug zu fassen ist. Sanyal integriert Texte aus den sozialen Medien, teilweise extra für den Roman von einigen der realen Protagonist*Innen geschrieben. Immer wieder scheint auf diesem Weg die Realität in den Text. Sanyal kennt ihre Diskurse und webt sie gekonnt in eine unterhaltsame Handlung, die sowohl Spannung, als auch eine gehörige Portion Humor besitzt. Auf diese Weise gelingt ihr ein unterhaltsamer Universitäts- und Diskursroman. Entscheidend für das Funktionieren dieses Textes ist, dass Sanyal keine klaren Lösungen präsentiert, sondern lässt es die Figuren untereinander diskutieren. Durch die ironischen und lustigen Anteile wird zudem auch die Ernsthaftigkeit bei der Härte der geführten Debatte in Zweifel gezogen. Es geht somit auch darum, wie ideologisch bestimmte Positionen vertreten werden können. Sanyal dreht in ihrem Text stetig an Spiralen, ohne dass der Textfluss dabei eskaliert und schafft Überraschungen. Bis zum Ende weiß man nicht, wie es mit den Figuren weitergeht und mein Interesse wurde an jeder der Figuren über das Buch hinweg gesteigert.

Ein richtig tolles Buch, dass ich hier vorgefunden habe. Mithu Sanyal hat einen fulminanten Debattenroman geschrieben, der sein eigenes Thema nicht überhöht, sondern einen frischen Ton mit Humor und Ironie wählt. Es sind spannende Diskussionen zum Thema Identität, die unsere Gesellschaft seit einiger Zeit begleiten. Oftmals werden diese äußerst ideologisch geführt und der Roman setzt genau hier an, sowohl mit Plot, als auch mit seinem Ton. „Identitti“ unterhält und regt zum Nachdenken über Zugehörigkeit und Selbstverständnis an. Ich kann nur jedem Fan Deutscher Gegenwartsliteratur dieses Buch wärmstens empfehlen!

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧🐧🐧

Mithu Sanyal:

Identitti

ISBN: 978-3446269217

Preis: 22,00€

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/identitti/978-3-446-26921-7/

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